Tequila und Mezcal, obwohl ähnlich in ihrer Basis, unterscheiden sich in Geschmack, Herstellung und Herkunft – und es lohnt sich, den Unterschied genau zu verstehen, wenn man die mexikanische Kultur authentisch erleben möchte.
Die Agave: Das grüne Gold Mexikos
Die Basis von Tequila und Mezcal ist die Agave, eine Pflanze, die nicht nur in Mexiko wächst, sondern dort eine jahrhundertealte Tradition hat. Es gibt über 200 verschiedene Arten von Agaven, aber für Tequila wird ausschließlich die blaue Agave (Agave tequilana) verwendet. Diese Pflanze braucht Jahre, um zu wachsen – oft bis zu 8 bis 12 Jahre, bis die „piña“, der zentrale Teil der Agave, geerntet wird. Der Herstellungsprozess von Tequila und Mezcal beginnt also schon beim Anbau der Agaven und ist eng mit der Umwelt und dem Klima der jeweiligen Region verknüpft.
Der Herstellungsprozess: Von der Agave zum Getränk
Obwohl beide Spirituosen auf Agaven basieren, unterscheidet sich der Herstellungsprozess von Tequila und Mezcal erheblich. Tequila wird fast ausschließlich aus der blauen Agave hergestellt, während Mezcal auch andere Agavenarten nutzen kann. Der erste Schritt in beiden Prozessen ist das Ernten der Agaven, das in den meisten Fällen noch immer von Hand erfolgt. Nach der Ernte wird die Agave in große Stücke zerlegt und je nach Tradition in einem Ofen (für Tequila) oder in einem Erdofen (für Mezcal) gegart.
Für Tequila wird der Saft der gegarten Agave extrahiert und anschließend fermentiert, bevor er in Kupferkesseln destilliert wird. Das Ergebnis ist ein klarer, oft weniger rauer Geschmack. Mezcal dagegen wird traditionell über offenen Feuerquellen in Erdlöchern geräuchert, was dem Getränk seinen charakteristischen rauchigen Geschmack verleiht. Die Destillation erfolgt meist in einfacheren Kupfer- oder sogar Holzbehältern, was zu einem intensiveren und komplexeren Geschmack führt.
Tequila aus Jalisco: Das Zentrum der Produktion
Jalisco, eine der bekanntesten Regionen Mexikos, ist der Hauptproduzent von Tequila. Besonders die Städte Tequila und Arandas haben sich als Produktionszentren etabliert. Die Region ist nicht nur für ihre agavenbedeckten Hügel bekannt, sondern auch für ihre jahrhundertealte Tradition in der Herstellung des Tequila. Hier findest du zahlreiche Destillerien, die von traditionellen Handwerksbetrieben bis hin zu modernen, groß angelegten Produktionen reichen. In Tequila gibt es viele Führungen durch Destillerien, bei denen du den gesamten Herstellungsprozess kennenlernen kannst. Besonders interessant sind die Familienbetriebe, bei denen du noch echte Handarbeit und jahrhundertealte Rezepte erleben kannst.
Mezcal aus Oaxaca: Das rauchige Pendant
Oaxaca im Süden Mexikos ist das Herzland des Mezcal. Im Gegensatz zu Tequila, das hauptsächlich aus der blauen Agave hergestellt wird, wird Mezcal oft aus verschiedenen Agavenarten gewonnen, was eine enorme Geschmacksvielfalt zur Folge hat. In Oaxaca gibt es zahlreiche Mezcal-Destillerien, viele davon noch immer von Hand betrieben. Der Prozess der Herstellung in Oaxaca bleibt größtenteils traditionell, und oft wird das Agavenherz in Erdöfen über Holzfeuern geräuchert, was dem Mezcal seinen typischen rauchigen Charakter verleiht. Ein Besuch in einer Mezcal-Destillerie ist ein besonders authentisches Erlebnis, bei dem du nicht nur den Herstellungsprozess verfolgen kannst, sondern auch eine Vielzahl unterschiedlicher Mezcals probieren darfst, die von süß bis extrem rauchig reichen können.
Die besten Destillerien und Verkostungstipps
Ob du Tequila oder Mezcal bevorzugst – beide Spirituosen bieten hervorragende Möglichkeiten für Verkostungen und Besichtigungen. In Jalisco empfehlen sich vor allem die Destillerien Casa Herradura und Tequila Cuervo, die Führungen und Verkostungen anbieten. In Oaxaca sind es die kleineren, familiengeführten Destillerien wie El Jolgorio oder Mezcal Vago, die mit ihrem traditionellen Ansatz und vielfältigen Produkten glänzen. Wenn du eine Verkostung machst, solltest du unbedingt auf die verschiedenen Alterungsprozesse achten: Tequila wird in der Regel in „blanco“ (unreif), „reposado“ (gereift) und „añejo“ (lang gereift) unterteilt, während Mezcal auch in verschiedene Kategorien von „joven“ (jung) bis „añejo“ unterteilt werden kann.
Praktische Tipps für die Reise
Die Reise zu den Tequila- und Mezcal-Regionen Mexikos lässt sich gut in eine Rundreise durch Mexiko integrieren. Wenn du Jalisco besuchst, ist Guadalajara, die Hauptstadt des Bundesstaates, ein guter Ausgangspunkt, um sowohl Tequila als auch die Umgebung zu erkunden. Von hier aus kannst du Tagesausflüge in die Agavenfelder und Destillerien unternehmen. Oaxaca ist mit seiner Mischung aus traditioneller Kultur und Mezcal-Produktion ebenfalls einen Besuch wert. Die beste Reisezeit für beide Regionen ist die Trockenzeit von November bis April. Beachte jedoch, dass besonders in den heißen Sommermonaten die Agavenfelder schwer zugänglich sein können.