Mehr als 200.000 Menschen pilgern in die staubige Siedlung La Tirana, um der Virgen del Carmen zu huldigen – in einem spektakulären Mix aus katholischen Ritualen und jahrhundertealten indigenen Anden-Traditionen.
Der Dorfname "La Tirana" (die Tyrannin) geht auf die Inka-Prinzessin Ñusta Huillac zurück, die im 15. Jahrhundert gegen die spanischen Eroberer kämpfte. Der Legende nach verliebte sie sich in einen gefangenen spanischen Minenarbeiter, konvertierte zum Christentum und wurde von ihren eigenen Kriegern getötet. An der Stelle ihres Todes wurde 1540 die erste Kapelle errichtet.
Die Tänzer: Diabladas und mehr
Das Herzstück des Festes sind die Tanzkompanien, die "Bailes Religiosos". Über 200 Gruppen präsentieren ihre choreografierten Darbietungen vor der Kirche. Die bekanntesten sind die Diabladas – Teufelstänzer in aufwendigen Kostümen mit gehörnten Masken, die das Duell zwischen Gut und Böse darstellen.
- Morenos: Tänzer in dunklen Anzügen mit Spiegeln und Bändern, die an die afrikanischen Sklaven in den Minen erinnern
- Chunchos: In traditioneller Anden-Kleidung mit Federschmuck stellen sie die Ureinwohner des Amazonasgebiets dar
- Cuyacas: Weibliche Tänzerinnen in farbenprächtigen Röcken, die andine Fruchtbarkeitsriten aufführen
Praktische Infos für deine Reise
Das Fest findet jährlich vom 12. bis 17. Juli statt, mit dem Höhepunkt am 16. Juli. La Tirana liegt 72 km von Iquique entfernt. Von dort fahren während der Festwoche regelmäßig Busse (1,5 Stunden). Übernachtungsmöglichkeiten sind extrem begrenzt – die meisten Besucher campieren oder pendeln von Iquique.
Timing und Details
Der 16. Juli beginnt um 0:00 Uhr mit der "Aurora" – einem nächtlichen Gesang für die Jungfrau. Um 12:00 Uhr folgt die große Prozession durch das Dorf. Die Temperatur kann tagsüber auf 30°C steigen und nachts auf 5°C fallen. Nimm ausreichend Wasser, Sonnenschutz und warme Kleidung mit.
Mehr als nur ein Fest
Zwischen den Tanzvorführungen verwandeln sich die staubigen Straßen in einen lebendigen Markt. Hier findest du traditionelles Kunsthandwerk aus dem Altiplano, lokale Spezialitäten wie Empanadas de Pino und die berühmten Kräuterheiler, die ihre jahrhundertealten Heilmethoden anbieten.
Das Fest von La Tirana ist keine touristische Inszenierung, sondern gelebte Tradition. Als Besucher bist du Zeuge einer einzigartigen Verschmelzung von Glaubensvorstellungen, die die kulturelle Identität Nordchiles prägt. Respektiere die religiösen Rituale und frag vor dem Fotografieren um Erlaubnis.