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Perito-Moreno-Gletscher: Ein atemberaubendes Naturwunder in Patagonien

Der Perito-Moreno-Gletscher zählt zu den wenigen Gletschern weltweit, die noch wachsen - ein Paradox in Zeiten des Klimawandels.

Lesezeit: ca. 6 Min.
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Zwischenablage

Mit einer Frontbreite von 5 Kilometern und einer durchschnittlichen Höhe von 74 Metern über dem Wasser des Lago Argentino steht er wie eine massive Eisbarriere in der patagonischen Landschaft. Besonders beeindruckend ist die konstante Bewegung: Der Gletscher schiebt sich täglich bis zu 2 Meter vorwärts, was zu spektakulären Abbrüchen großer Eisblöcke führt.

Beste Reisezeit

Für den Besuch des Perito-Moreno bieten sich die Monate Oktober bis April an. In dieser Zeit sind die Temperaturen milder und die Tage länger. Der Herbst (März/April) verwandelt die umgebende Landschaft in ein Farbspektakel aus Gold- und Rottönen. Die Wintermonate (Mai bis September) haben ihren eigenen Reiz – deutlich weniger Touristen und eine mystische Atmosphäre durch Nebel und tiefere Temperaturen. Plane mindestens einen vollen Tag für deinen Besuch ein, idealerweise jedoch zwei, falls das Wetter nicht mitspielt.

Anreise und Praktisches

Der Ausgangspunkt für Besuche ist El Calafate, eine kleine Stadt am Ufer des Lago Argentino. Von dort sind es etwa 80 Kilometer (ca. 1,5 Stunden Fahrt) zum Gletscher. Du kannst entweder mit einem organisierten Transport vom Busbahnhof, mit einem Mietwagen oder per Taxi anreisen. Der Eintritt zum Nationalpark liegt bei etwa 4000 argentinischen Pesos (Preise können variieren). Die Infrastruktur im Park ist gut ausgebaut mit Toiletten, einem Café und markierten Wanderwegen.

Die Aussichtsplattformen

Ein ausgeklügeltes System aus Metallstegen ermöglicht verschiedene Perspektiven auf den Gletscher. Die Wege sind an die Topographie angepasst und führen dich zu mehreren Aussichtspunkten. Von der Hauptterrasse aus kannst du den besten Überblick gewinnen, während andere Plattformen näher an der Abbruchkante liegen. Plane etwa drei Stunden für einen gemächlichen Rundgang ein – die verschiedenen Lichtverhältnisse im Tagesverlauf verändern ständig das Erscheinungsbild des Eises, von strahlendem Weiß bis zu intensivem Türkisblau.

Bootstour: Den Gletscher hautnah erleben

Eine Bootsfahrt bis auf wenige hundert Meter an die Eiswand heran ist ein eindrucksvolles Erlebnis. Die Boote legen vom "Puerto Bajo las Sombras" ab, einem kleinen Hafen etwa 7 km vor dem Haupteingang des Nationalparks. Die einstündigen Touren kosten ca. 2500 Pesos zusätzlich zum Parkeintritt. Aus der Perspektive des Wassers wird die schiere Größe der Eiswand noch beeindruckender – und mit etwas Glück wirst du Zeuge eines Eisabbruchs, dessen Donner über den See hallt.

Mini-Trekking auf dem Eis

Für Abenteuerlustige bietet sich das "Mini-Trekking" an – eine geführte Tour, bei der du mit Steigeisen ausgestattet etwa 1,5 Stunden auf dem Gletscher wanderst. Die Gruppen sind auf 20 Personen begrenzt und müssen vorab gebucht werden. Das "Big Ice"-Trekking ist die anspruchsvollere Variante mit 3,5 Stunden auf dem Eis. Beide Touren vermitteln ein tieferes Verständnis für die Gletscherdynamik und führen zu spektakulären Eisspalten und Höhlen. Beachte, dass diese Touren zwischen Mai und August nicht angeboten werden und eine gewisse Grundfitness voraussetzen.

Der Staudamm-Effekt

Ein faszinierendes Phänomen ist der periodische Staudamm-Effekt: Der Gletscher schiebt sich so weit vor, dass er die beiden Teile des Lago Argentino trennt. Der blockierte Wasserlauf des südlichen Arms führt zu einem Anstieg des Wasserspiegels um bis zu 30 Meter. Wenn der Druck zu groß wird, bricht das Eis mit gewaltigem Getöse – ein Naturschauspiel, das ungefähr alle vier Jahre stattfindet. Die letzte größere Ruptur ereignete sich im März 2022.

Für Familien

Der Besuch ist auch für Familien mit Kindern gut machbar. Die befestigten Stege sind kinderwagentauglich, und die Aussichtsplattformen mit Geländern gesichert. Für Kinder ist das regelmäßige Kalben des Gletschers – wenn große Eisbrocken in den See stürzen – besonders faszinierend. Das Besucherzentrum bietet interaktive Ausstellungen zur Gletscherkunde, die auch für jüngere Besucher verständlich aufbereitet sind.

Naturschutz und Gletscherforschung

Der Perito-Moreno ist Teil des Los Glaciares Nationalparks, der seit 1981 UNESCO-Weltnaturerbe ist. Anders als viele Gletscher weltweit zeigt er bislang keine signifikanten Rückgangstendenzen – ein Umstand, der Forscher beschäftigt. Der Park ist einer der wichtigsten Orte für die Gletscherforschung in Südamerika und beherbergt ein kleines Forschungszentrum, dessen Ausstellung du am Haupteingang besuchen kannst.

Ausrüstung und Vorbereitung

Auch im Sommer kann es in Patagonien kühl sein, und der Wind verstärkt die gefühlte Kälte erheblich. Packe mehrere Kleidungsschichten, eine winddichte Jacke, Mütze und Handschuhe ein. Sonnenschutz ist unerlässlich – die Reflexion der UV-Strahlen vom Eis kann zu Verbrennungen führen. Feste Wanderschuhe mit gutem Profil sind auf den teils rutschigen Plattformen sinnvoll. Eine kleine Thermosflasche mit heißem Tee oder Mate macht den Aufenthalt angenehmer.

Übernachtung und Verpflegung

Im Nationalpark selbst gibt es keine Übernachtungsmöglichkeiten. Die nächsten Unterkünfte findest du in El Calafate, wo das Angebot von einfachen Hostels bis zu Luxushotels reicht. Im Park steht ein Café zur Verfügung, das warme Mahlzeiten und Getränke anbietet – zu typischen Touristenpreisen. Eine mitgebrachte Brotzeit kann daher sinnvoll sein, wobei Müll wieder mitgenommen werden muss.

Jenseits des Gletschers

Ein Besuch des Perito-Moreno lässt sich gut mit weiteren Sehenswürdigkeiten der Gegend verbinden. In El Calafate bietet das Glaciarium, ein modernes Gletschermuseum, spannende Einblicke in die Eiswelt Patagoniens, inklusive einer Bar, deren Einrichtung vollständig aus Eis besteht. Etwa drei Stunden nördlich liegt El Chaltén, der Ausgangspunkt für Wanderungen zum Fitz-Roy-Massiv. Für Vogelbeobachter ist die Laguna Nimez am Stadtrand von El Calafate ein Muss – hier brüten zahlreiche Wasservögel, darunter Flamingos.

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