Die Iguazú-Fälle bestehen aus 275 einzelnen Wasserfällen mit einer Breite von 2,7 Kilometern. Der höchste Wasserfall, die Garganta del Diablo (Teufelsschlund), fällt 80 Meter in die Tiefe - fast doppelt so hoch wie die Niagarafälle. Auf brasilianischer Seite befindet sich der Schwesterpark Parque Nacional do Iguaçu.
Der Regenwald und seine Bewohner
Umgeben von dichtem subtropischem Regenwald bietet der Park Lebensraum für mehr als 2.000 Pflanzenarten und eine unglaubliche Vielfalt an Tieren. Mit etwas Glück kannst du Kapuzineraffen durch die Baumwipfel schwingen sehen, Tukane beobachten oder sogar einem Nasenbären begegnen. Auch seltene Jaguare leben hier, zeigen sich jedoch selten. Die Flora ist geprägt von majestätischen Palisanderbäumen, meterhohen Palmfarnen und zahlreichen Orchideenarten. Der Park ist ein wichtiges Schutzgebiet für die ursprüngliche atlantische Regenwald-Vegetation, von der weltweit nur noch etwa 7% erhalten sind.
Die besten Wanderwege
Der argentinische Teil des Parks bietet drei Hauptrouten, die allesamt spektakuläre Blicke auf die Wasserfälle ermöglichen. Der Obere Rundweg (Circuito Superior) führt über 650 Meter entlang der oberen Kante mehrerer Wasserfälle. Der Untere Rundweg (Circuito Inferior) ist mit 1.700 Metern Länge der umfangreichste und bietet beeindruckende Ausblicke von unten. Am unvergesslichsten ist jedoch der Weg zur Garganta del Diablo, bei dem du über lange Stege direkt zum Rand des mächtigsten Abgrunds gelangst. Das Brüllen des Wassers und die aufsteigenden Wassernebel lassen diesen Ort geradezu übernatürlich erscheinen. Für Naturinteressierte empfiehlt sich auch der 3,5 Kilometer lange Macuco-Pfad, auf dem du tiefer in den Dschungel vordringen kannst.
Praktische Informationen für Besucher
Der Park ist täglich von 8:00 bis 18:00 Uhr geöffnet und am besten zur Nebensaison (März bis Juni oder August bis November) zu besuchen, wenn die Touristenmassen geringer sind. Von Puerto Iguazú, der nächstgelegenen Stadt, fahren regelmäßig Busse zum Eingang des Parks. Die Eintrittspreise variieren je nach Saison - argentinische Staatsbürger zahlen deutlich weniger als ausländische Besucher. Die Park-Infrastruktur umfasst ein kleines Restaurant, sanitäre Anlagen und einen kostenfreien Zug, der dich zu den verschiedenen Ausgangspunkten bringt. Denk an Regenschutz, denn durch die Gischt der Wasserfälle wirst du fast garantiert nass. Eine Fähre bringt dich auf die Isla San Martín, von wo aus sich besonders eindrucksvolle Fotoperspektiven bieten.
Über den Wasserfall hinaus: Aktivitäten für Abenteuerlustige
Für einen Adrenalinstoß kannst du eine Bootstour buchen, die dich direkt unter einige der kleineren Wasserfälle führt - eine erfrischende, wenn auch durchnässende Erfahrung. Abenteuerlustige haben auch die Möglichkeit, im Nahbereich des Parks Rafting-Touren zu unternehmen oder an geführten Dschungelwanderungen teilzunehmen. Für Familien mit Kindern bietet der Park sichere Wege und die Möglichkeit, Wildtiere aus nächster Nähe zu beobachten. Ein besonderes Erlebnis ist der Vollmond-Spaziergang (Paseo Lunar), der nur an wenigen Tagen im Monat angeboten wird und dir ermöglicht, die Garganta del Diablo im Mondlicht zu erleben.
Die historische Dimension
Das Gebiet um Iguazú war ursprünglich von den Guaraní bewohnt, für die die Wasserfälle spirituelle Bedeutung hatten. Ihre Legende erzählt von einem eifersüchtigen Gott, der den Fluss gespalten habe, um die Flucht eines Liebespaares zu verhindern. Der spanische Eroberer Álvar Núñez Cabeza de Vaca war der erste Europäer, der 1541 die Fälle dokumentierte. Seit 1984 zählt der Park zum UNESCO-Weltnaturerbe. Auch archäologische Stätten der präkolumbianischen Zeit finden sich im weiteren Umkreis.
Zwei Länder, ein Naturwunder
Ein besonderes Merkmal des Iguazú-Nationalparks ist seine Lage an der Grenze. Während etwa 80% der Wasserfälle auf argentinischem Territorium liegen, bietet die brasilianische Seite spektakuläre Panoramablicke. Falls du Zeit hast, lohnt sich ein Besuch beider Seiten - die Grenzüberquerung ist für die meisten Nationalitäten unkompliziert. In Argentinien genießt du die unmittelbare Nähe zu den Wassermassen, während du in Brasilien den besseren Überblick erhältst. Von der argentinischen Stadt Puerto Iguazú zur brasilianischen Schwesterstadt Foz do Iguaçu fahren regelmäßig Busse, die Fahrt dauert etwa 40 Minuten plus Grenzabfertigung.
Ideale Reisezeit und Klimabedingungen
Die Iguazú-Region hat ein subtropisches Klima mit ganzjährig hoher Luftfeuchtigkeit. Die Sommermonate (Dezember bis Februar) sind sehr heiß mit Temperaturen um 30°C und häufigen Regenfällen. Im Winter (Juni bis August) sinken die Temperaturen auf angenehme 15-20°C. Die Wasserstände der Fälle variieren stark: Bei Hochwasser (gewöhnlich nach der Regenzeit im Frühjahr) sind sie besonders eindrucksvoll, während in trockeneren Perioden einzelne Felsformationen besser sichtbar werden. Für den optimalen Mix aus erträglichen Temperaturen, überschaubaren Besucherzahlen und ansprechenden Wasserständen empfehlen sich April/Mai oder September/Oktober.