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Paraguay

Das Museo del Barro mit Werken indigener und zeitgenössischer Künstler

Das Museo del Barro in Asunción ist eine der wichtigsten kulturellen Institutionen Paraguays. Die Mischung aus Tradition und Moderne macht das Museum zu einem einzigartigen Ort für alle, die sich für die künstlerische Identität Paraguays interessieren.

Lesezeit: ca. 4 Min.
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Zwischenablage

Das Museo del Barro ist mehr als nur ein Kunstmuseum – es ist ein Fenster in die kulturelle Identität Paraguays. Die Kombination aus indigener, kolonialer und zeitgenössischer Kunst macht es zu einem vielseitigen und spannenden Ort für alle, die sich mit der Kunst und Geschichte des Landes auseinandersetzen möchten. Abseits der klassischen Sehenswürdigkeiten Asuncións ist es ein Highlight für Kunst- und Kulturliebhaber.

Gegründet in den 1970er-Jahren von einer Gruppe von Künstlern und Intellektuellen, wuchs das Museo del Barro von einer kleinen privaten Sammlung zu einer der wichtigsten kulturellen Institutionen des Landes heran. Heute besteht es aus drei Abteilungen:

  • Das Museo de Arte Indígena: Eine umfangreiche Sammlung indigener Kunstwerke, darunter Keramik, Textilien und Holzschnitzereien, die die Traditionen der Guaraní und anderer indigener Völker bewahren.
  • Das Museo del Barro: Der ursprüngliche Kern des Museums mit Keramikkunst aus Paraguay und anderen Ländern Lateinamerikas.
  • Das Museo de Arte Contemporáneo: Eine Plattform für paraguayische und lateinamerikanische Künstler der Gegenwart mit Malerei, Skulpturen und multimedialen Werken.

Indigene Kunst: Jahrhundertealte Traditionen

Die Sammlung indigener Kunst ist eine der beeindruckendsten des Museums. Besonders bemerkenswert sind die Keramiken der Ishir (Chamacoco) und Nivaclé, die mit geometrischen Mustern verziert sind und rituelle sowie alltägliche Funktionen haben. Auch die feinen Stickereien der Mbya-Guaraní und die farbenfrohen Masken der Maka zeigen die Vielfalt indigener Kunstformen.

Viele dieser Werke sind nicht nur Kunstobjekte, sondern haben eine spirituelle oder zeremonielle Bedeutung. Sie geben Einblick in Weltbilder, die oft über Jahrhunderte hinweg bewahrt wurden. Anders als in vielen europäischen Museen sind hier viele Künstler namentlich bekannt, was die Werke persönlicher und greifbarer macht.

Koloniale Sakralkunst: Ein Erbe der Jesuiten

Die koloniale Sakralkunst in Paraguay wurde stark von den Jesuitenmissionen geprägt, die im 17. und 18. Jahrhundert aktiv waren. Die ausgestellten Holzskulpturen religiöser Figuren stammen oft aus den berühmten Jesuitenreduktionen, den halbautonomen Missionssiedlungen der Guaraní. Viele der Werke wurden von einheimischen Künstlern geschaffen, die europäische Techniken mit indigenen Stilelementen kombinierten.

Ein Highlight dieser Sammlung ist eine große Christusfigur aus Holz, deren Gesichtszüge deutlich von der Guaraní-Kunst beeinflusst sind. Die sakralen Werke bieten einen spannenden Kontrast zur oft farbenfrohen und expressiven indigenen Kunst.

Moderne und zeitgenössische Kunst: Ausdruck einer sich wandelnden Gesellschaft

Das Museo de Arte Contemporáneo stellt Werke bekannter paraguayischer Künstler wie Carlos Colombino, Livio Abramo und Olga Blinder aus. Ihre Werke setzen sich oft mit der Geschichte des Landes auseinander – von der Kolonialzeit über die Diktatur von Alfredo Stroessner bis hin zu aktuellen sozialen Themen.

Besonders Colombinos "Xylografías" (Holzschnittdrucke) stechen hervor. Mit starken Kontrasten und abstrakten Formen verarbeiten sie die Unterdrückung in der Stroessner-Diktatur. Auch Werke jüngerer Künstler greifen politische und soziale Themen auf, oft mit modernen Medien wie Videokunst oder Installationen.

Praktische Infos für den Besuch

  • Adresse: Grabadores del Cabichuí 2716, Asunción
  • Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag, 09:00–12:00 Uhr und 15:00–20:00 Uhr
  • Eintritt: Freiwillige Spende
  • Besonderheit: Es gibt einen kleinen Museumsshop mit Kunsthandwerk und Büchern über paraguayische Kunst.

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