In den verwinkelten Gassen von San Telmo verschmelzen pompöse Kolonialarchitektur, Street Art und Tango zu einer einzigartigen Mischung, die das Viertel heute zu einem der faszinierendsten Stadtteile der argentinischen Hauptstadt macht.
Von der Elite verlassen: Die Gelbfieber-Epidemie von 1871
Bis ins späte 19. Jahrhundert war San Telmo die erste Adresse für die wohlhabende Oberschicht von Buenos Aires. In den prächtigen Stadtpalästen und Herrenhäusern residierte die Elite der Stadt. Doch 1871 veränderte eine verheerende Gelbfieber-Epidemie das Viertel für immer. Die wohlhabenden Familien flohen nach Norden in die höher gelegenen Gegenden um Palermo und San Isidro. Zurück blieben ihre einst stolzen Residenzen, die bald eine neue Bestimmung fanden.
Vom Herrenhaus zur Mietskaserne
Die verlassenen Stadtpaläste wurden zu sogenannten "conventillos" umgebaut - mehrstöckige Mietskasernen, in denen sich hauptsächlich europäische Einwanderer niederließen. Die großen Innenhöfe, einst Schauplatz eleganter Empfänge, wurden nun zu lebendigen Gemeinschaftsräumen. In den ehemaligen Salons entstanden kleine Läden, Handwerksbetriebe und Bars. Diese Transformation prägt bis heute den Charakter des Viertels.
Praktische Informationen für deinen Besuch
Die besten Zeiten für einen Besuch in San Telmo sind die frühen Morgenstunden unter der Woche, wenn die Händler ihre Antiquitätenläden öffnen, oder sonntags, wenn der berühmte Antikmarkt auf der Plaza Dorrego stattfindet. Die Hauptachse des Viertels ist die Defensa, die sich von der Plaza de Mayo bis zur Plaza Dorrego erstreckt.
Highlights und Sehenswürdigkeiten
- Mercado de San Telmo: Die historische Markthalle von 1897 beherbergt heute sowohl traditionelle Fleisch- und Gemüsestände als auch Cafés und Antiquitätengeschäfte. Die gusseiserne Konstruktion ist ein architektonisches Juwel.
- Plaza Dorrego: Der zweitälteste Platz der Stadt verwandelt sich sonntags in einen der besten Antiquitätenmärkte Lateinamerikas. Abends finden hier oft spontane Tango-Vorführungen statt.
- Pasaje La Defensa: Ein restauriertes Herrenhaus aus dem 19. Jahrhundert, das heute ein Labyrinth aus Antiquitätenläden beherbergt. Die original erhaltenen Innenhöfe und Fliesen geben einen Einblick in die einstige Pracht.
- Casa Mínima: Das schmalste Haus von Buenos Aires (nur 2,5 Meter breit) hat eine bewegte Geschichte und war möglicherweise einst das Quartier freigelassener Sklaven.
Kulinarische Entdeckungen
San Telmo ist bekannt für seine traditionellen Bars ("bares notables"), die seit über 100 Jahren bestehen. Im historischen Café Dorrego an der gleichnamigen Plaza servieren Kellner in klassischer Aufmachung starken argentinischen Kaffee. Die Parrillas (Grillrestaurants) in der Umgebung der Markthalle bieten einige der besten Steaks der Stadt.
Sicherheit und Fortbewegung
Tagsüber ist San Telmo sicher zu erkunden, nachts solltest du in den Seitenstraßen vorsichtig sein. Die Subte-Station "Plaza de Mayo" (Linie A) und zahlreiche Buslinien verbinden das Viertel mit anderen Stadtteilen. Zu Fuß erreicht man das Barrio von der Plaza de Mayo in wenigen Minuten.
Unterkünfte
San Telmo bietet eine große Auswahl an Hostels und Boutique-Hotels, die oft in restaurierten historischen Gebäuden untergebracht sind. Die Mischung aus originalem Charme und modernem Komfort macht sie besonders attraktiv für Reisende, die authentische Erlebnisse suchen. Die Preise sind im Vergleich zu Palermo oder Recoleta meist günstiger.