Die Kolonialisierung machte den Kakao zu einem der wichtigsten Exportgüter der Region. Im 17. und 18. Jahrhundert florierte der venezolanische Kakaoanbau, besonders in den Küstenstaaten Miranda, Sucre und Aragua. Sein Ruf als einer der besten Kakaos weltweit reicht bis heute.
Was macht venezolanischen Kakao besonders?
Venezuela ist Heimat einiger der edelsten Kakaosorten der Welt. Der berühmte „Criollo“-Kakao wächst hier unter optimalen Bedingungen. Diese Bohne ist besonders aromatisch, hat wenig Bitterstoffe und ein komplexes Geschmacksprofil mit Noten von Nüssen, Früchten und Blumen. Daneben gibt es auch den „Trinitario“, eine Hybridform, die kräftiger im Geschmack ist und sich gut für Schokolade mit höherem Kakaoanteil eignet.
Von der Ernte bis zur Fermentation
Die Kakaoernte erfolgt in Venezuela meist in kleinen, familiengeführten Betrieben. Die reifen, gelb-orangefarbenen Kakaofrüchte werden mit Macheten von den Bäumen geschnitten, aufgeschlagen und die Kakaobohnen samt Fruchtfleisch entnommen. Ein entscheidender Schritt ist die Fermentation: Die Bohnen werden in Holzkisten oder direkt auf großen Bananenblättern für mehrere Tage gelagert. Dabei entwickeln sich die charakteristischen Aromen. Danach werden die Bohnen in der Sonne getrocknet, bevor sie weiterverarbeitet werden.
Traditionelle Schokoladenherstellung in Venezuela
Während ein großer Teil des venezolanischen Kakaos exportiert wird, gibt es im Land eine wachsende Bewegung von Schokoladenherstellern, die die Bohnen zu hochwertigen Endprodukten verarbeiten. Viele kleine Manufakturen setzen auf „bean to bar“, also die komplette Kontrolle über den Produktionsprozess vom Rohstoff bis zur fertigen Tafel. In Städten wie Caracas oder Mérida gibt es handgefertigte Schokolade mit reinem Criollo-Kakao, oft kombiniert mit regionalen Zutaten wie Andenhonig, Kokos oder Gewürzen aus dem Amazonas.
Wo du Schokolade in Venezuela probieren kannst
- Chuao (Aragua): Das kleine Dorf Chuao ist bekannt für seinen exzellenten Kakao. Hier werden Bohnen traditionell auf der zentralen Plaza in der Sonne getrocknet. Besucher können die Plantagen besichtigen und Schokolade direkt vor Ort probieren.
- Caracas: In der Hauptstadt gibt es eine wachsende Szene von Chocolatiers, darunter „Cacao de Origen“, ein Projekt, das lokalen Kakaobauern eine Plattform bietet.
- Mérida: Die Andenstadt ist ein Geheimtipp für Schokoladenliebhaber. Kleine Betriebe wie „La Praline“ stellen hochwertige Schokoladenprodukte her, oft mit regionalen Zutaten.
Die Zukunft des venezolanischen Kakaos
Obwohl politische und wirtschaftliche Herausforderungen den Kakaosektor in Venezuela belasten, bleibt die Qualität des Kakaos weltweit anerkannt. Lokale Produzenten setzen verstärkt auf Nachhaltigkeit und faire Handelsstrukturen, um das Erbe des venezolanischen Kakaos zu bewahren. Wer Schokolade direkt bei kleinen Manufakturen kauft, unterstützt nicht nur traditionelle Produktionsweisen, sondern trägt auch zum Erhalt einer jahrhundertealten Kultur bei.