Der Karneval von Oruro gehört zu den spektakulärsten Festen Südamerikas und ist als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt. Die Mischung aus katholischen Einflüssen und indigenen Bräuchen macht ihn zu einem einzigartigen Erlebnis. Wer einmal inmitten der tanzenden Teufel und dröhnenden Trompeten gestanden hat, wird dieses Erlebnis so schnell nicht vergessen.
Ein Fest mit jahrhundertealten Wurzeln
Die Ursprünge des Karnevals reichen weit zurück. Schon vor der Kolonialzeit feierten die Ureinwohner Zeremonien zu Ehren der Pachamama (Mutter Erde) und Tío Supay, dem Herrscher der Unterwelt. Mit der Ankunft der Spanier vermischten sich indigene Riten mit christlichen Elementen, sodass sich die Fiesta als eine Art religiöses Spektakel entwickelte, das bis heute zentrale Figuren der andinen Mythologie mit katholischen Heiligen verbindet.
Die Diablada – Tanz der Teufel
Das Herzstück des Karnevals ist die Diablada, der "Tanz der Teufel". Dieser Tanz symbolisiert den Kampf zwischen Gut und Böse, wobei prächtig gekleidete Teufel gegen den Erzengel Michael antreten. Die Tänzer tragen kunstvolle, handgefertigte Masken mit teils grotesken Gesichtszügen, großen Hörnern und leuchtenden Farben. Begleitet werden sie von Blaskapellen, deren donnernde Rhythmen die Straßen vibrieren lassen.
Ein Umzug voller Farben und Symbolik
Der Höhepunkt des Karnevals ist die mehr als 20 Stunden dauernde Prozession, die sich über vier Kilometer durch die Straßen zieht. Über 30.000 Tänzer und 10.000 Musiker aus ganz Bolivien nehmen daran teil. Die Choreografien und Kostüme jeder Gruppe sind einzigartig und erzählen Geschichten aus der andinen Kosmologie und der kolonialen Vergangenheit. Neben der Diablada sind auch Tänze wie die Morenada (eine Anspielung auf das harte Leben der afrikanischen Sklaven in den Minen) und der Caporales (ein Mix aus afro-bolivianischen und spanischen Elementen) fester Bestandteil der Parade.
Die Bedeutung der Jungfrau von Socavón
Die religiöse Komponente des Karnevals zeigt sich in der Verehrung der Virgen del Socavón, der Schutzpatronin der Bergleute. Die Teilnehmer der Parade tanzen zu ihren Ehren zur gleichnamigen Kirche, die als Endpunkt der Prozession dient. In der Nacht vor dem großen Umzug versammeln sich Gläubige dort zur traditionellen Pilgerfahrt, um für Schutz und Segen zu bitten.
Ein Erlebnis für alle Sinne
Während der Karnevalszeit ist Oruro ein einziges Fest aus Klängen, Gerüchen und Farben. Straßenverkäufer bieten Speisen wie Api con Pastel (ein heißes, süßes Maisgetränk mit frittiertem Teiggebäck) oder Charquekan (getrocknetes Lamafleisch mit Mais und Käse) an. Schaum- und Wasserpistolenschlachten gehören ebenso zur Feier wie Feuerwerke und ausgelassene Tänze bis in die frühen Morgenstunden.
Tipps für die Teilnahme
- Frühzeitig Unterkunft buchen: Die Stadt platzt während des Karnevals aus allen Nähten.
- Wetter beachten: Februar ist Regenzeit, wasserdichte Kleidung ist empfehlenswert.
- Sicherheit im Blick behalten: Taschendiebe nutzen das Gedränge, also Wertsachen gut verstauen.
- Anpassungszeit einplanen: Oruro liegt auf über 3.700 Metern Höhe – wer aus tieferen Regionen kommt, sollte sich akklimatisieren.