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Chaos, Kultur und Höhenluft: In La Paz trifft Andenkultur auf Großstadtpuls

Die höchstgelegene Hauptstadt der Welt klammert sich spektakulär an die steilen Hänge der Anden. In den verwinkelten Gassen von La Paz verschmelzen indigene Traditionen mit urbanem Leben.

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Zwischenablage

La Paz dehnt sich in einem gewaltigen Talkessel zwischen 3.200 und 4.100 Metern Höhe aus. Im geschäftigen Zentrum erheben sich moderne Wolkenkratzer neben spanischen Kolonialbauten, während sich die ärmeren Viertel die kargen Berghänge hinaufziehen. Der schneebedeckte Illimani-Gipfel (6.438 m) thront majestätisch über der Stadt und bildet eine ikonische Kulisse für das urbane Chaos darunter. Die sozialen Unterschiede spiegeln sich in der vertikalen Gliederung der Stadt wider: Die wohlhabende Zona Sur liegt im wärmeren Süden auf 3.200 Metern, während der ärmere Satellitenstaat El Alto sich auf über 4.000 Metern erstreckt.

Besonders faszinierend ist der Kontrast zwischen den kolonialen Prachtbauten rund um die Plaza Murillo und den indigenen Vierteln wie Chijini, wo Cholitas in traditionellen Polleras (Röcken) zwischen Smartphones und Jahrhunderte alten Bräuchen navigieren. Die engen Gassen des historischen Zentrums beherbergen Kunstgalerien, Museen und Kirchen aus der Kolonialzeit, darunter die imposante Basilika San Francisco aus dem 16. Jahrhundert.

Transport: Mit der Seilbahn über den Dächern

Das modernste Verkehrsmittel der Stadt ist gleichzeitig ihr faszinierendstes: Mi Teleférico, das größte städtische Seilbahnnetz der Welt, verbindet mit elf Linien die verschiedenen Stadtteile. Die bunten Kabinen schweben über die Dächer und bieten atemberaubende Ausblicke auf das Häusermeer. Die rote Linie führt vom Zentrum nach El Alto und überwindet dabei einen Höhenunterschied von fast 500 Metern in nur 10 Minuten.

Im Straßenverkehr dominieren die charakteristischen Minibuse und Radio Taxis. Das chaotische System folgt seiner eigenen Logik: Rufe einfach dein Ziel, wenn du einen Minibus siehst – der Fahrer wird anhalten, falls er in die richtige Richtung fährt. Die historischen Mikrobusse wurden größtenteils durch modernere Fahrzeuge ersetzt, aber einige der kultigen alten Toyota-Kleinbusse aus den 1980er Jahren sind noch im Einsatz.

Hexenmarkt und Handel

Der berühmte Mercado de las Brujas (Hexenmarkt) in der Calle Jiminez und Linares offenbart die mystische Seite der Stadt. Zwischen getrockneten Lamaföten, Heilkräutern und Amuletten beraten 'Yatiris' (traditionelle Heiler) ihre Kundschaft. Die Händlerinnen verkaufen neben okkulten Waren auch Heilmittel gegen Höhenkrankheit und alltägliche Beschwerden. Der Markt ist kein touristisches Schauspiel, sondern ein lebendiger Teil der Aymara-Kultur.

Der gewaltige Mercado Rodriguez ist der größte Lebensmittelmarkt der Stadt. Hier türmen sich exotische Früchte aus den Yungas-Tälern neben Dutzenden Kartoffelsorten aus dem Altiplano. In den frühen Morgenstunden ist der Markt besonders authentisch, wenn die Großhändler ihre Waren an die lokalen Händler verteilen.

Kultur und Museen

Das Coca-Museum bietet faszinierende Einblicke in die Geschichte und Bedeutung der heiligen Pflanze der Anden. Das MUSEF (Museo Nacional de Etnografía y Folklore) beherbergt eine exzellente Sammlung indigener Kunst und Handwerk. Im Museo de la Revolución dokumentiert die dramatische Geschichte des Volksaufstands von 1952.

Zeitgenössische Kunst findet man in der Galeria Mamani und im Museo Nacional de Arte. Die alternative Kunstszene konzentriert sich im Viertel Sopocachi, wo Street Art die Häuserwände schmückt und kleine Theater experimentelle Stücke aufführen.

Essen und Trinken in der Höhe

Die Küche von La Paz vereint präkolumbische Zutaten mit modernen Einflüssen. Im hippen Viertel Sopocachi reihen sich vegane Cafés an traditionelle Quinoa-Restaurants. Auf den Straßen dampfen die 'Salteñas' - herzhafte Teigtaschen, die zum Frühstück gegessen werden. Abends verwandeln sich die Straßen rund um den Mercado Lanza in eine riesige Freiluftküche, wo Anticuchos (Rinderherz-Spieße) und Choripán (Wurstbrote) gegrillt werden.

  • Gustu Restaurant: Das Vorzeigeprojekt von Claus Meyer revolutioniert die bolivianische Küche mit lokalen Zutaten auf Michelin-Niveau. Das angeschlossene Ausbildungsprogramm bildet junge Bolivianer zu Köchen aus.
  • Mercado Lanza: Authentische Marktküche mit frischen Säften und lokalen Gerichten wie 'Chairo' (Andensuppe), 'Fritanga' (frittiertes Schweinefleisch) und 'Api' (violetter Maisdrink).
  • Ali Pacha: Gehobene vegane Küche, die traditionelle Anden-Zutaten neu interpretiert. Das Degustationsmenü ist eine kulinarische Reise durch Boliviens Biodiversität.
  • Popular Cocina Boliviana: Traditionelle bolivianische Küche in modernem Ambiente. Perfekt für den ersten Kontakt mit lokalen Spezialitäten wie Llama-Carpaccio oder Quinoa-Risotto.

Akklimatisierung und beste Reisezeit

Die dünne Höhenluft macht den meisten Besuchern anfangs zu schaffen. Plane die ersten zwei Tage mit leichten Aktivitäten und trinke regelmäßig Mate de Coca (Koka-Tee). Medizinische Versorgung ist in den größeren Kliniken der Zona Sur auf gutem Niveau verfügbar. Viele Hotels halten Sauerstoffflaschen für Notfälle bereit.

Die beste Reisezeit ist von April bis Oktober während der Trockenzeit. Die Tage sind sonnig bei 15-20°C, die Nächte können unter den Gefrierpunkt fallen. Die UV-Strahlung ist extrem stark – Sonnenschutz ist auch an bewölkten Tagen unerlässlich. Von Dezember bis März bringen heftige Nachmittagsgewitter den Verkehr regelmäßig zum Erliegen.

Ausflüge in die Umgebung

Das Valle de la Luna (Mondtal) liegt nur 10 km vom Zentrum entfernt und bietet bizarre Erosionsformationen. Ein Netzwerk von Wanderwegen führt durch die surreale Landschaft. Der Chacaltaya (5.395 m) war einst die höchstgelegene Skipiste der Welt – heute ein beliebtes Wanderziel mit Blick auf den Titicacasee. Das schmelzende Gletschereis ist ein mahnendes Zeichen des Klimawandels in den Anden.

Im Süden lockt der Illimani Bergsteiger, während der Tiwanaku-Komplex Zeugnisse der präinkaischen Hochkultur bewahrt. Die Ruinen liegen auf 3.850 Metern und sind UNESCO-Weltkulturerbe. Die zeremonielle Anlage mit der Sonnenpyramide Akapana gibt bis heute Rätsel auf. Für Mountainbiker ist die "Todesstraße" nach Coroico ein Pflichtprogramm – der spektakuläre Abstieg führt von der Hochebene durch verschiedene Klimazonen bis in den tropischen Regenwald.

Praktische Informationen

El Alto International Airport liegt auf 4.061 Metern und ist damit einer der höchstgelegenen Verkehrsflughäfen weltweit. Internationale Flüge landen meist nachts, plane also deine Ankunft entsprechend. Ein Taxi ins Zentrum kostet etwa 70 Bolivianos (10 USD) und braucht je nach Verkehr 30-45 Minuten.

Die günstigsten Unterkünfte findest du im historischen Zentrum, die gehobenen Hotels konzentrieren sich in Sopocachi und Zona Sur. Hostels bieten Schlafsäle ab 40 Bolivianos, ein Doppelzimmer in einem Mittelklassehotel kostet ab 350 Bolivianos. Geldautomaten akzeptieren internationale Karten, aber nicht alle geben US-Dollar aus. Wechsle Bargeld zu guten Kursen bei den offiziellen Casas de Cambio an der Avenida Camacho.

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